Nachhaltiges Palmöl – gibt es das? Manche sagen ja. So erklärt die deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), dass die Produktion von nachhaltigem Palmöl zum Schutz der Wälder, zur Verringerung des CO2-Ausstoßes und auch zum Schutz der Bevölkerung sowie ihrer wirtschaftlichen Grundlage beitrage.
Doch was ist denn Nachhaltigkeit? Vielleicht bedeutet es, sowohl Umweltaspekte als auch soziale und wirtschaftliche Faktoren in gleichem Maße zu berücksichtigen? Geht die derzeitige Palmölproduktion, die inzwischen meist als nachhaltig für den Verbraucher zertifiziert ist, wirklich in die Richtung, auch zukünftigen Generationen ein funktionierendes soziales, wirtschaftliches und ökologisches Gefüge zu hinterlassen? Viele denken nein. Bei der Gründung des Forums Nachhaltiges Palmöl (2013) wurde vor der GIZ demonstriert. Brandrodungen und Nachhaltigkeit können doch nicht zusammenpassen, hieß es aus der Menge.
Auch das Siegel für nachhaltiges Palmöl RSPO kann als kritisch angesehen werde. RSPO steht für Roundtable on Sustainable Palm Oil. RSPO ist ein Labelverein, der für Industrie und Verbraucher den nachhaltigen Anbau des Palmöls zertifiziert (Logo s. Abb.). 2004 vom WWF initiiert, zählt der Verein heute ca. 1600 Mitglieder, dazu gehören Palmöl-Erzeuger, Händler, Hersteller von Konsumgütern sowie Nichtregierungsorganisationen. Den Vorstand des RSPO-Vereins führt ein Manager des Konzerns Unilever (Knorr, Rama, Dove,…).
Das Siegel verbietet die Abholzung von Primärwäldern und Wäldern mit besonderem Schutzwert. Das Logo auf den Produkten soll ein Anreiz für Unternehmen sein, auf nachhaltigen Anbau umzustellen, sprich ohne Raubbau an der Umwelt Palmöl zu erzeugen. Einer Recherche des Norddeutschen Rundfunks zu Folge, verzichten jedoch viele Unternehmen mit RSPO-Zertifizierung, auf die Abbildung des Logos auf dem Produkt, um generell nicht auf das Thema „Palmöl“ aufmerksam zu machen.
Kritisch zu sehen ist, dass die Standards vielen nicht weit genug gehen, dem WWF beispielsweise. Denn es wird nicht auf Pestizide beim Anbau verzichtet und weiterhin werden kohlenstoffspeichernde Torfböden in Plantagen umgewandelt. Die Verbindung des Vereins zur Industrie stellt außerdem ein Problem dar, so ist Unilever der weltweit größte Verbraucher von Palmöl. Ein Beispiel für einen Palmöl-Konzern, der RSPO-zertifiziert ist, ist der Konzern Wilmar. Weltweit ist er Marktführer und in Indonesien in circa 100 Menschenrechts- und Landkonflikte involviert.
Aktuell ist das RSPO NEXT – Konzept, das im Februar 2016 vorgestellt wurde. Erklärtes Ziel ist die erhöhte Transparenz, sowie eine verbesserte Nachverfolgbarkeit. Zusätzliche freiwillige Kriterien wurden aufgestellt, die von unabhängigen Prüfinstituten kontrolliert werden sollen. Der Anbau auf Torfböden ist beispielsweise untersagt. Außerdem gibt es Förderprogramme für Kleinbauern um eine nachhaltige Erzeugung zu gewährleisten.
Wenn es um Palmöl geht, kann man das Thema Nachhaltigkeit wohl ruhig etwas anders betrachten. Die Palmöl-Industrie in Thailand macht es vor. Es gehe darum, die vorhandenen Anbauflächen besser zu nutzen, mit Hilfe von Bodenmessungen exakter düngen zu können. Auch Schulungen für die Arbeiter seien wichtig, wobei es problematisch sei, dass viele nur Saisonkräfte seien. Inzwischen würden Abfälle für Biogasanlagen genutzt und auch als Naturdünger. Zuvor konnten nur circa 10% der Pflanze genutzt werden. Das hat sich nun geändert.
Quellen
http://www.dw.com/de/streit-um-nachhaltiges-palm%C3%B6l/a-17071303
http://www.dw.com/de/palm%C3%B6l-vom-klimakiller-zum-klimafreund/a-5239355
https://www.giz.de/de/mediathek/16873.html
https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/nachhaltigkeit_1398.htm